Als Vater von zwei kleinen und wachsenden Kindern komme ich ganz langsam in Teufels Küche der elektronischen Geräte und Kindern.
Teufels Küche ist ein milder Ausdruck für die Realität. Wenn Du ein Kind hast und denkst «Hä, was hat denn der wieder» – bitte weiterlesen und reinziehen.
Updates:
am 14. Februar 2023: «Teen girls bear worst of mental health crisis«
am 17. April 2019: «The digital babysitter generation»
am 9. März 2019: «Bindung über alles» – ein weiterer Artikel von mir!
am 3. März 2019: «New fears rise about kids online»
am 30. Oktober 2018: «Apps for preschoolers are flooded with manipulative ads»
Da ich seit Beginn des Internets ganz nahe an der Entwicklung all dieser neuen Technologien dran bin, sind mir sozusagen von Natur aus ganz viele Dinge intuitiv selbstverständlich, die beim Umgang mit elektronischen Geräten wichtig sind. Ich sehe nun, dass dies nicht für alle so ist.
Die Effekte sind zwar sehr kraftvoll und effektiv, aber leider sind die Gründe so weitläufig und z.T. kompliziert, dass sie nicht beim kurzen Schwatz in Garderobe vor dem Kindergarten oder beim Smalltalk am Schulfest erklärt sind.
Deswegen habe ich hier ein paar Links zusammengestellt und kommentiert, die der geneigten Mutter und dem geneigten Vater als Orientierungshilfe dienen können.
Bedenke bei Gegenargumenten zum Text unten immer, wer womit wie viel Geld verdient. Einige der unten beschriebenen Methoden und Firmen haben viel Geld, um Gegenargumente mit gekaufter Publizität und Wissenschaft zu kontern…
Trauma-Maschinen gegen Kinderherzen
Hier das Video (ein TED Talk auf Englisch: «The nightmare videos of childrens› YouTube — and what’s wrong with the internet today»), hier in aller Kürze die Logik (aufmerksam lesen und staunen…):
- Youtube und Co. wollen Geld verdienen
- Dies machen sie mit Werbung
- Deswegen programmieren sie ihre Plattformen erstmal so, dass jegliche Besucherin und Besucher (Alter egal) möglichst lange dran bleibt (Exkurs: Seeking System oder Addictive Design) – je länger Du da bist, desto mehr Werbung kann ich Dir zeigen.
- Dazu gehört übrigens die unauffällige «Autoplay» Funktionalität! Gib Deinem Baby ein iPad mit einem meeega-süssen Kinderlied und gehe zurück in die Küche, um das Mittagessen weiterzukochen. Das Baby wird ohne jegliches Einwirken zu beliebig schrecklichen Videos weitergereicht.
- Um den Anreiz, Geld zu verdienen, auf alle Nutzer (die Videos auf Youtube und Co. hochladen) zu übertragen, geben sie einen Teil ihres Geld weiter an jene, die ein Video hochgeladen haben.
- Andere wollen Geld verdienen
- Dies machen sie, indem sie die Programmierung (die «Algorithmen») von Youtube und Co. ausnutzen. Sie produzieren Videos, welche durch die Algorithmen in die Nähe von sehr erfolgreichen Videos setzen – um so auf deren Trittbrett mitzufahren und entsprechend an der Werbung mitzuverdienen.
- Normale Menschen fabrizieren Youtube Videos mit beliebigen (egal wie debilen) Variationen auf erfolgreiche Youtube Videos. Dabei ist auch keine kranke Verballhornung schlimm genug. Dabei werden auch heiss geliebte, weltweit bekannte Kinderfilm-Charaktere getötet, gefoltert, zerschnitten usw. (!!!)
- Programmierer fabrizieren sogar vollautomatisch durch software unzählige Videos, die aus allen erfolgreichen Stichwörtern und Wort- und Video-Schnipseln zusammengestellt werden
- Das Resultat: ein unbedarftes Baby, Kleinkind oder Kind (oder auch z.T. entsprechende Erwachsene) wird unbegrenzt traumatisierenden Inhalten ausgesetzt.
Das Video enthält einige sehr beängstigende Beispiele:
Ich würde keinem Kleinkind je ein elektronisches Gerät unbeaufsichtigt überlassen…
Mehr Infos und Links zu diesem Thema gibt es in diesem englischen Artikel («The Wild West of children’s entertainment»).
Machen wirs wie die Startup-Helden
In diesem englischen Artikel («A Dark Consensus About Screens and Kids Begins to Emerge in Silicon Valley») wird schön illustriert, wie diejenigen, die am besten wissen, was all diese Geräte und Apps mit uns machen, ihre Kinder vor denselben abschirmen.
Handys lassen unsere Jungen vereinsamen
Recht selbstverständlich, aber in diesem englischen Artikel («Have Smartphones Destroyed a Generation?») schön recherchiert und beschrieben:
Alle die schönen bunten Social Networks und Apps, die «mein Kind unbedingt haben muss, um den Anschluss an die Freunde nicht zu verpassen», lassen die Kinder zusehends und statistisch relevant vereinsamen – mit allen dazu passenden Problemen.
Buben und P*rno
Die Generation jetziger Eltern (und Väter) ist noch weitgehend von harten P*rnos verschont gewesen, als sie klein waren. Dies ist nun anders.
Nicht, dass P*rnos allgemein stark verteidigt oder gutgeredet werden sollten. Aber es stellt sich heraus, dass bei Jungen, die zu früh solche Inhalte zu sehen bekommen – und dann oft suchtartig mehr davon konsumieren, tatsächlich die grundlegenden Hirnstrukturen missbildet werden. Diese Jungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit als Männer noch ganz andere soziale und/oder Beziehungs- und/oder Sexualprobleme haben, als wir alten schon hatten resp. haben.
Hier geht es zum nächsten englischen Video, dem TED Talk «The great p*rn experiment»:
Heiteres und die ewige Leere und Einsamkeit
Louis CK hat auch ein paar markige Sprüche zu Handys und Kindern fallen lassen – mit unerwartetem Tiefgang:
P.S.: Auf meinem Startpunkt und in meinem späteren Artikel «Bindung über alles» ist Gordon Neufeld schon erwähnt. Sein Buch enthält ein Kapitel zum Thema elektronische Geräte, und sein Thema ist sozusagen eine der Grundlagen der ganzen Problematik, die oben beschrieben wird: «Unsere Kinder brauchen uns» (Buch)